Dienstag, 31. Juli 2012
(Sächsische Zeitung)
Von Peter Salzmann
Ulrich Schlögel leitet den Männerchor „Sächsische Schweiz“ seit 24 Jahren. Und er besteigt selbst Berge.
Ein Gespräch mit ihm ist interessant und aufschlussreich zugleich. Sein Lippenbärtchen unterstreicht seine freundliche Gelassenheit. Dennoch: Ulrich Schlögel weiß, was er will, ohne einen Disput im Streit enden zu lassen.
Seit 1988 ist er Dirigent des Männerchores „Sächsische Schweiz“, übernahm die künstlerische Leitung der „Papstdorfer“ vom Pirnaer Gernot Jerxsen und setzt damit die erfolgreiche Arbeit vom einheimischen Siegfried Richter fort, der „mit Herzblut diese Chorgemeinschaft geformt hat und für sich in Anspruch nehmen darf, mit der Vereinigung der Chöre von Papstdorf und Pfaffendorf 1977 den Männerchorgesang erhalten zu haben“, sagt Schlögel.
Der 50-jährige Schulleiter des Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasiums Großröhrsdorf lebt und liebt den Berggesang. Als gebürtiger Sebnitzer hat er die Gipfel quasi vor der Haustür, geht seit seinem 17. Lebensjahr klettern, liebt den Skilauf ebenso wie ausgedehnte Gebirgswanderungen. Als Mitglied des „KC Rauschensteiner“ steht er mit seinen Seilgefährten „mindestens einmal im Jahr“ auf dem Rauschenstein. Aber auch auf dem Triglav, dem Breithorn und auf Dolomitengipfeln hat er gestanden. Uli Schlögel ist der erste Dirigent in der sächsischen Bergsteigergeschichte, der Gesang und aktives Klettern in Einheit praktiziert.
Logisch, dass den studierten Lehrer die Bergnatur inspiriert. Mittlerweile sind 15 Arrangements und 20 Kompositionen zusammengekommen, die das Repertoire des Männerchores „Sächsische Schweiz“ maßgeblich prägen. „Hoch über dem Elbtal erschallet Gesang, dort oben am Papststein die Felsen entlang … und die ihr am Berg seid, ihr kennt unsern Brauch: Die Lieder der Berge singen wir auch“, textete Uli Schlögel, vertonte den „Papstdorfer Sängerspruch“ und schenkte ihn dem Männerchor zu dessen 25-jährigen Jubiläum.
Der erfahrene Chorleiter – seit 1999 auch bei den Dresdner „Bergfinken“ unter Vertrag – weiß um die Popularität der Bergsteiger und setzt auf Texte gestandener sächsischer Felskletterer. „Warum ich in die Berge gehe“ stammt aus der Feder von Helmut Richter und „Hallt im Grund ein Berglied“ von Gunter Seifert. „Ich kann Gefühle der Textautoren nachvollziehen“, schwört Schlögel. Das Repertoire seines Männerchores ist vielseitig. Neben Berg-, Wander- und Volksliedern, klassischer Männerchorliteratur, geistlicher Chormusik „unserer Weihnachtskonzerte wegen“ zählen auch Werke großer Meister von Beethoven über Schubert bis Mendelssohn Bartholdy, die Erfolg und Beifall garantieren. Mit sichtlichem Stolz berichtet Ulrich Schlögel von Auftritten seiner Vokalgemeinschaft in der Adelsberger Grotte in Slowenien, im Dom zu Salzburg und im Magdeburger Dom. „Absoluter Höhepunkt war das Konzert 2002 vor über 3000 Besuchern in der Sporthalle Dresden-Seidnitz, als alle vier hiesigen Bergsteigerchöre das Publikum zu Ovationen hingerissen haben.“ Zu den wichtigsten Terminen der „Papstdorfer“ gehören die Felsenkonzerte am Papststein im Juni, das Bergsingen am Pfaffenstein im Oktober und die Weihnachtskonzerte in der Papstdorfer Kirche.
Uli Schlögel verzichtet auf Posen. „Er dirigiert mit großen Gesten, aber auch mit kleinsten Handbewegungen“, berichtet Chormitglied Hannes Wolf aus Kleinhennersdorf. Vorsitzender Heinz Grasse schwört auf Schlögels Akribie und seine Art, „die Sänger geschickt zu motivieren“.
Schlögel ist Absolvent der Berliner Humboldt-Uni und hat bei Universitätsmusikdirektor Prof. Peter Vagts Chorleitung und Gesang studiert, bevor er als Musiklehrer an der Pirnaer Schiller-Schule Akzente setzen konnte. „Ich habe als Kind im Schulchor gesungen und bin vom Singen nicht mehr losgekommen“, gibt Schlögel Einblick in seinen Werdegang. Er betont, dass er sich besonders vom Sächsischen Bergsteigerchor-Ehrendirigenten Werner Matschke viel abgeguckt hat: „Er hat mir manchen Handgriff gezeigt. Seine Bühnenpräsenz habe ich immer bewundert.“

Wenn der Bergfreund Ulrich Schlögel zum Taktstock greift, dann spielt er mit kleinen Handbewegungen. Er dirigiert auch mal mit großen Gesten.
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung, 31.07.2012 Link zur Quelle